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      Wer ist Jan Alston?

      Für seine Leidenschaft brach er dem Vater das Herz

      Den Sportchef des Rekordmeisters HC Davos kennt man als schlauen Strategen und Eishockey-Denker, der lieber nicht über sich selbst spricht. Dabei hat er einen einmaligen Weg hinter sich.

      Irgendwann, nach knapp zwei Stunden, dreht Jan Alston den Spiess um und stellt selbst eine Frage: «Geht es irgendwann auch um Sport? Eishockey?» Er rede nicht so gerne über sich, das hatte er schon vor dem Gespräch gesagt. Und auch wenn er nun zuvor dennoch fast nichts anderes tat, ist das nicht geflunkert. Über das Leben Alstons, des 52-jährigen Sportchefs des HC Davos, ist so wenig bekannt, dass selbst Wikipedia «Fake News» über ihn verbreitet.

      Es heisst dort, Tom Alston sei sein Vater gewesen. Und ja, würde das stimmen, dann wäre das eine wunderbare Story, sagt Alston und lacht. Denn Tom Alston schrieb Sportgeschichte, als erster schwarzer Baseballspieler der St. Louis Cardinals in der Major League Baseball (MLB). Jan Alstons Vater Matt war tatsächlich ebenfalls ein schwarzer Baseballspieler. Und auch er war als junger Athlet Teil der Organisation der Nummer-1-Baseball-Stadt der USA, einfach ein paar Jahre später. Entsprechend prägte Baseball auch Jan Alstons Kindheit.

      Die etwas «anderen Zeiten» im Juniorenhockey

      Geboren und aufgewachsen in Granby, einem Vorort der kanadischen Metropole Montreal, spielte Alston wie die meisten Kinder Eishockey im Winter und Baseball im Sommer, bis er sich mit 14 entscheiden musste. Vater Matt hatte seine Beziehungen spielen lassen, sein Sohn war bereits eingeschrieben an einer Schule in Florida, um das ganze Jahr Baseball spielen zu können.

      «Doch dann brach ich sein Herz und entschied mich für Eishockey», erzählt Alston. Weil: «Die Canadiens waren nahe, ich war ein Fan.» Wenn er die Partien des NHL-Rekordchampions verfolgte, sah und bewunderte er auch einen gewissen John van Boxmeer, mit dem es über 30 Jahre später zu einem für beide schicksalhaften Zusammentreffen kommen sollte.

      Doch zunächst war Jan Alston ein junger Eishockeyspieler, sein Vater US-Amerikaner, seine Mutter französischsprachige Kanadierin. Er selbst sprach zu Hause in der Provinz Québec aber Englisch – das allein ist schon bemerkenswert. Als Sportler erlebte Alston in Kanadas Juniorenliga jene Zeit, auf die heute oft auch kontrovers zurückgeschaut wird. Die harsche Kultur der Coaches, Rassismus, Bestrafungen, Drill: Geblieben sind ihm Storys wie jene, als nach Auswärtsniederlagen das mitgebrachte Essen vor den Augen der jungen Spieler weggeworfen wurde, weil sie sich dieses nicht verdient hätten. Oder endloses Rundendrehen in der leeren Halle nach der Heimkehr um 3 Uhr in der Früh. «Andere Zeiten», sagt Alston.

      Er war ein guter Stürmer, schoss viele Tore. Wäre Alston heute 17 und hätte die gleichen Skorerwerte in der Juniorenliga wie damals, er wäre durchaus Kandidat für die zweite oder gar erste Runde des NHL-Drafts. Doch den jungen Jan Alston wollte kein Club aus der grossen Liga: Mit 179 cm war er für die NHL zu klein, zu schmächtig. «Die NHL war damals wie American Football auf Eis», sagt er. Um seinen Traum vom Profi dennoch voranzutreiben, tat er etwas Ungewöhnliches, was sein Leben veränderte: Er nahm ein unverhofftes Angebot aus der zweithöchsten Liga Italiens an und wurde zum 21-jährigen Importspieler.

      Es gab noch kein Internet, nach Europa kam ein junger Nordamerikaner, der sich so beschrieb: «Kapuzenpulli, Big Mac und Diet Coke.» In den vier nächsten Jahren wurde daraus ein junger Mann, der Tiramisu, richtigen Kaffee und den italienischen Lifestyle lieben lernte. Nur im Eishockey, da war nichts mit Dolcefarniente. Alston schuftete wie ein Besessener. Später, während seiner Zeit in Deutschland, als er eine Schippe drauflegte und seinen späteren Ruf als «Mr. Fitness» begründete, nannten ihn Mitspieler auch mal den «Wahnsinnigen».

      «John van Boxmeer zu feuern, ihm die Entlassung mitteilen zu müssen, war der Moment, als ich wirklich ein General Manager wurde.»

      Immer wieder musste Alston sich beweisen, er wechselte in Europa zunächst neun Jahre lang aus eigenem Antrieb nach jeder Saison den Club, um immer weiter, immer höher zu kommen. In Mannheim wurde er erstmals sesshaft, blieb drei Jahre. Richtig heimisch wurde er aber erst in Zürich, wo er beim ZSC neun Jahre blieb – und wo er nach der Heirat mit einer Schweizerin 2002 eingebürgert wurde.

      Mittlerweile interessierte ihn immer mehr die Businessseite des Sports. Er fragte bei René Fasel nach, ob ein unbezahltes Praktikum beim Weltverband IIHF möglich wäre. Früh fasste er den Entschluss, dereinst General Manager eines Proficlubs zu werden. Immer alles den Zielen unterordnen: Dem Motto blieb er stets treu.

      Als Alston 2010 in seiner letzten ZSC-Saison als 40-Jähriger unglaubliche 51 Punkte in 56 Spielen skorte, hätte er die NLA-Karriere verlängern können: Bern offerierte ihm einen Vertrag. Doch der Plan stand bereits, er würde in der NLB noch ein Jahr bei Lausanne spielen und dann ins Management wechseln. Getrieben zum nahtlosen Übergang hatten ihn auch viele Gespräche mit Spielern seiner Generation, die Probleme mit dem Karriereende hatten, Drogen nahmen, dem Alkohol verfielen oder sogar von Suizidgedanken geplagt wurden.

      Diese ganze Geschichte muss man kennen, Alstons steten Antrieb verstehen, um zu begreifen, warum er heute als Sportchef tickt, wie er tickt. Und wie er auch immer wieder Vorurteile widerlegt. Stets das Ziel vor Augen, der Erfolg und nichts anderes.

      Wir hatten es von van Boxmeer. In Lausanne war dieser Trainer, als Alston kam, er wurde sein Freund, der ihm half, sich als Sportchef zurechtzufinden. Und dennoch entliess Alston ihn 2012, nachdem Lausanne den angestrebten Aufstieg zum dritten Mal verpasst hatte. «John zu feuern, ihm die Entlassung mitteilen zu müssen, war der Moment, als ich wirklich ein General Manager wurde», sagt Alston heute.

      Würde Davos eine kanadische Filiale werden?
      Als Alston im März 2021 als neuer Davoser Sportchef vorgestellt wurde, kamen auch Vorbehalte auf. Würde ein kanadischer GM nun den HCD zu einer Filiale kanadischer Spieler machen, weil man im Business unter Landsleuten ja zusammenhält? Im Nachhinein ist dieser Vorwurf absurd.

      Für die Saison 2021/22 musste er noch drei Ausländer verpflichten, die Schweizer Transfers hatte noch sein Vorgänger Raeto Raffainer eingefädelt. Alston holte einen Tschechen und zwei Schweden: Matej Stransky, Dennis Rasmussen und Mathias Bromé. «Weil das die Spielertypen waren, die wir suchten», sagt Alston lapidar. «Ich trenne solche Dinge.» Das tat er bereits in Lausanne nach dem Aufstieg 2013, als er viele finnische Imports holte. Weil: «Wir brauchten defensiv starke Stürmer. Und wer erfüllte damals dieses Kriterium am besten? Finnen.»

      Auch was den Trainer anging, traf Alston in Davos eine knifflige Ausgangslage an. Christian Wohlwend war mit Raffainer nach Davos gekommen, die beiden verband mehr als nur eine sportliche Beziehung. Es ist nicht unüblich, dass ein neuer Sportchef schon bald seinen eigenen Coach installieren will. Er habe Verständnis, falls dies für Wohlwend zunächst eine unangenehme Konstellation gewesen sei, sagt Alston. Doch er blieb auch in dieser Causa pragmatisch.

      «Es ist wie im Kartenspiel: Du musst aus dem, was du in der Hand hältst, das Beste machen.»

      Gemeinsam mit dem Trainerteam arbeitete Alston ein nur leicht in der Defensive angepasstes Playbook aus, ohne die DNA des Rekordmeisters und das Wunschhockey Wohlwends, das schnelle Konterspiel, anzutasten. Er wisse um die spezielle Beziehung zwischen seinem Vorgänger und dem Trainer, sagt Alston. Zwischen ihm und Wohlwend habe sich mittlerweile eine sehr intensive Zusammenarbeit entwickelt, die sich aber auf rein sportliche Aspekte beschränke. Alston schaut sich pro Woche höchstens ein Training an, er demonstriert damit, dass er Team und Trainer in Ruhe arbeiten lässt.

      Sportlich läuft es Davos überraschend gut. Dennoch kann die Arbeit Alstons noch nicht schlüssig beurteilt werden. Sein Vorgänger ist nach dem abrupten Abgang zum SC Bern mitten in der Saison zwar für viele in Davos eine Persona non grata geworden. Im Ärger geht aber vergessen, wie viele gute Transfers Raffainer dem HCD bescherte und wie schlau er grösstenteils das aktuelle Team zusammenstellte. Die meisten Verträge laufen erst 2023 oder später aus, also wird Alston das Team erst nächste Saison nach seinen Vorstellungen formen können.

      Seltsam? Nein, sagt Alston und vergleicht die Situation mit einem Kartenspiel: «Du musst aus dem, was du in der Hand hältst, das Beste machen.» Er könnte so auch seinen Lebenslauf beschreiben.

      Quelle: Kristian Kapp, Tagesanzeiger
      Andi Möller zum Vorwurf, ein Weichei zu sein:

      «Andere können sich ja gerne vor dem Spiel die Eier hart kochen.»
      Wenn das wirklich stimmt, dann ist das wirklich ein Top Transfer! War immer mein Wunsch, ihn bei uns zu haben. Dachte aber eher es sei unrealistisch...aber echt geil!

      Trotzdem stellt sich mir die Frage betreffend Lohnsumme. Denke dies heisst, das wir auch noch Abgänge haben werden. Gibt es da schon Tendenzen?
      HCD 1921 - Immer weiter
      Das wäre top!!
      Aber bevor nix unterschrieben ist glaube ich es noch nicht wirklich da er nicht der erste wäre der woanders landet obwohl ihn die medien woanders sahen….
      von Pachoud und Wieser wird nicht viel Lohnsumme frei da trägt ja bereits das meiste die Versicherung aber ein Platz in def Defense wird frei und ev ein Indiz das das Thema Mayer gelöst wurde?!