HCD-Ausländer 2013/2014

      Die Tschechen als Söldner gefragt

      Der Ausländer-Markt in der NLA

      «Spiel mir das Lied vom Ausländer und von den vielen Toren, die von ihm erwartet werden.» Jahrelang galt solcherlei für A- Klubs im Bemühen, die vier Ausländerpositionen pro Matchblatt mit möglichst hoher Qualität auszufüllen. Mittlerweile hat sich die Szene geändert. «Swissness» ist wichtig, die Leistungssumme der helvetischen Führungsspieler entscheidet darüber, ob ein Klub zu den Titelanwärtern gehört, indem er vier möglichst starke Blöcke aufs Eis bringt.

      Kontrast zur Kanadier-Welle
      Die Spitzenklubs picken die Ausländer deshalb unter neuen Gesichtspunkten heraus, um mit ihnen im taktischen Schach etwaige Lücken zu füllen. Vor diesem Hintergrund handelte Anfang Jahr der SC Bern, der ankündigte, nach dem Ende des Lockouts in der NHL werde aus Prag Jaroslav Bednar an die Aare übersiedeln. Der 36-Jährige ist ein Kunstschütze am Flügel, der 2011 den HC Davos zum Titel geschossen hatte und nachher nach Lugano wechselte.

      Ein tschechischer Stürmer am Bärengraben bedeutet einen halben Kulturschock. Effektiv ist Bednar seit dem Center Jaroslav Krupicka in den besten Cadieux-Zeiten der erste tschechische Forward im SCB seit 30 Jahren. Einzig 1992 hatte der aus der DEL geholte Jiri Lala eine einzige Play-off-Partie für Bern absolviert. Mit dem Saurier Petr Sykora (721 Punkte in 1017 NHL-Partien) stellt der SCB jetzt einen zweiten Tschechen auf Pikett. Die Osteuropäer liegen im Trend, was die Statistik bestätigt. Verbands-Experte Patrick Droz lizenzierte heuer 15 Tschechen, was gegenüber der Saison 2010 eine Verdoppelung bedeutet. Als Kontrast zur kanadischen Welle bedeuten Tschechen und Slowaken keine Neuerfindung. Der Rekordmeister Davos setzt seit zwölf Saisons auf tschechische Kunst, auf Josef Marha, den die Bündner seinerzeit auf Rat von Reto von Arx engagierten.

      Derzeit stürmen vier Tschechen für den HCD, neben Marha ein Namensvetter des SCB-Mannes Petr Sykora, Petr Taticek und Vojtech Polak. Diese Importe passen gut ins Spielsystem von Trainer Arno Del Curto und gelten als relativ günstig im Unterhalt, was im überhitzten Lohn-Klima der Liga allerdings immer relativ ist. Der HCD-Kenner Guido Tognoni verbürgt sich dafür, dass beim Rekordmeister alle Tschechen unter 300 000 Franken netto verdienen. Einer wie Bednar dagegen zählt als Lohnbezüger der Überklasse, nachdem er in der russischen KHL deutlich über eine Million steuerfrei kassiert hat.

      Bednars Wechsel zum SCB hat eine Vorgeschichte. Der Flügel kam im zweiten Winter mit Trainer Larry Huras nicht zurecht und verlangte vor Weihnachten die Auflösung des Vertrags, was der Klub bewilligte. Lugano zahlte den Lohn Bednars pro rata, aber nicht den ganzen Betrag. Deshalb konnten die Tessiner die Lizenz des Flügels für den Schweizer Markt nicht sperren. Via Slavia Prag landete der freie, handlungsfähige Bednar in Bern, wo Sportchef Sven Leuenberger die Situation schnell erfasste und handelte. Superstars wie Jaromir Jagr oder Martin Ruzicka ausgenommen, kann die NLA lohnmässig mit der tschechischen Extraliga mithalten. Dort verdienen Leader von ersten Blöcken bis 400 000 Franken, wobei in Tschechien die Kaufkraft der Krone hoch ist. Jan Hlavac (ehemals Servette) liess verlauten, die Bedingungen in Genf und Prag seien gleich. In Tschechien sind allerdings die sozialen Unterschiede beträchtlich, in einzelnen Teams verdienen Junioren oder Mitläufer lediglich 1000 bis 1200 Franken pro Monat.

      Hoher Lebensstandard lockt
      In die Schweiz kommen die Tschechen wegen des hohen Lebensstandards gerne, zumal das Land nach dem Prager Frühling 1968 Ziel vieler Auswanderer gewesen war. In Ambri organisiert Zdenek Kutlak im siebenten Winter die Abwehr. Unter der Regie des slowakischen Centers Robert Petrovicky und des tschechischen Flügels Tomas Vlasak hatten die Leventiner letztmals die Play-offs erreicht. In Davos wären die letzten Titel ohne die Tschechen-Fraktion nicht denkbar gewesen. In Bern erzielte Bednar in 14 Partien mindestens einen Scorerpunkt pro Spiel. Den viel schlechteren Tausch machte Lugano. Der aus Freiburg geholte Pavel Rosa sitzt oft überzählig auf der Tribüne.

      Quelle: Jürg Vogel, NZZ

      Ein interessanter Bericht.
      Andi Möller zum Vorwurf, ein Weichei zu sein:

      «Andere können sich ja gerne vor dem Spiel die Eier hart kochen.»
      Ich wünsche mir für die kommende Saison mal einen jungen Verteidiger. Wieso versucht man nicht mal einen jungen Europäer zu verpflichten. Es hat genug Spieler von diesem Format und ein grösseres Risiko als alte, verletzungsanfällige Spieler, stellen diese wohl nicht dar.

      Schweden wäre ein Vorzeigebeispiel. Mit Erik Karlsson und Oliver Ekman-Larsson hat man bereits zwei Weltklasse-Verteidiger in der NHL. Warum nicht mal in dieser Richtung suchen?

      Ein Beispiel wäre Magnus Nygren von Färjestads BK, 23-jährig, Offensiv-Verteidiger und in dieser Saison 32 Punkte (13 Tore) in 51 Spielen. Von mir aus können es auch Tschechen, Finnen oder Kanadier sein.

      Aber verlieren kann man nicht viel, wenn man es mal mit einem etwas jüngeren Ausländer probiert...
      Wenn Dir jemand sagt: Das geht nicht! Denke immer daran: Das sind seine Grenzen, nicht Deine.
      Ein Ausländer muss es nicht sein, aber ein Blue-liner mehr wäre schon nicht schlecht.
      Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.
      Besserwisser, das sind die Klugscheisser unter den Dummköpfen.(Gerhard Uhlenbruck)
      Die Freiheit ist nicht die Willkür, beliebig zu handeln, sondern die Fähigkeit, vernünftig zu handeln. (Rudolf Virchow)
      Denk daran, dass schweigen manchmal die beste Antwort ist. (Dalai Lama)