BLOG - für alle Schreibfans

      haha hoerbel, geht mir also genau gleich.

      im büro schauen sie mich immer komisch an wenn ich die essiggurke aus dem sandwich klaube, muss mich dann immer rechtfertigen das ich diese dinger schon mag aber in ein sandwich gehören diese dinger für mich nicht rein! will ja das fleisch auf der zunge spüren und nicht diesen essig geschmack!

      ah ja noch was hoerbel, auf unseren carfahrten gibts ein gurken verbot in den sandwiches! :icon_lol:
      @Thöme: Fleisch statt Essiggeschmack - ich bin voll deiner Meinung. Bezüglich Carfahrt: Vielleicht werde ich die Sandwiches ja nächstes mal austesten können, sofern mein Magen dies dann zulässt ^^

      @Jamie: Nur dumm, dass Red Bull genau so hässlich ist wie Essiggurken. Aber der Ansatz ist gut :)
      LYON - DA WO DIE GÖTTER DAS KOCHEN ERFUNDEN HABEN!

      Was machst Du in Lyon? Eine solche Frage wird einem nie gestellt, wenn man sagt, dass man für ein paar Tage nach Paris, London, Rom, Prag oder nach Berlin fährt. Dann sagen alle: Aha, schön, da muss ich auch wieder einmal hin. Fährt man aber nach Lyon, dann heisst es immer und fast ohne Ausnahme: "Was machst Du in Lyon?" Einfach so nach Lyon? Ohne einen Grund? Kein Kongress? Keine Messe? Kein Kochkurs?

      Am besten ist also man fährt ohne jeden Grund dorthin, ohne Absicht, einfach nur aus Neugier an dieser Stadt und weil man sie ein bisschen kennen lernen will. Man bewegt sich ja sonst höchstens an den Bahnhöfen "Perrache" oder "PartDieu", wo die schnellsten TGV`s in alle Richtungen davondonnern. Es lohnt sich sehr, einfach so nach Lyon zu fahren, denn diese drittgrösste Stadt Frankreichs bietet einige Überraschungen. Natürlich eilt der Stadt der Ruf voraus d i e Gourmet-Stadt" schlechthin zu sein, und man wird nicht enttäuscht, auch wenn man nicht in den gehobenen Lokalen verkehrt.
      Hier wohnt und arbeitet nicht nur die Mutter aller Köche, "Paul Bocuse" und andere Spitzenköche der Welt, sondern da findet alle 2 Jahre auch die Weltmeisterschaft der Köche, der "BOCUSE `D OR" statt. Man merkt diese Prägung der Stadt überall. Jede Bäckerei, jedes noch so einfache Lokal hat dieses Flair einer ganz besonderen Küche. Selbst in der "Bar d`Henry", wo sich ein paar Alkis an der Theke 1000 Geschichten erzählen, darf man zwischendurch etwas Kleines essen im Raum nebenan und Henry, der aussieht, als wäre er gestern noch Seeräuber gewesen, erklärt uns liebevoll und verführerisch, was er anzubieten hat neben dem Fisch, dessen Geruch man schon 100 Meter vor dieser "Pinte" festgestellt hat, und er holt extra ein weisses Tischtuch: Einen Thonslat mit kleinen gehackten Tomaten und Bohnen und dazu ein Teller mit assortiertem, kaltem Fleisch - Rohschinken, Vorderschinken, und andere, kleine "specialités de Lyon" und Amuses Bouche. Am Schluss zockt er uns zwar ein bisschen ab, ( 28 Euro!) ohne Getränk, weil er sofort gemerkt hat, dass wir Touristen sind, aber er war so verführerisch und freundlich und überzeugt von dem Wenigen, das er anzubieten hat, dass wir gerne bezahlen, incl. Trinkgeld.

      Restaurants und Bouchons
      Überall in der Stadt und vorallem in der Rue Mercière gibt es die berühmten, alten "Bouchons", kleine Esslokale mit traditioneller, französischer Küche, die nicht selten auch von Meisterköchen betrieben werden, und ob man es glaubt, oder nicht: Man kann für das Gebotene unglaublich preiswert essen gehen. Das frische Produkt ist hier König, die Atmosphäre in den "Bouchons" sehr sympathisch und appetitanregend und man bezahlt am Schluss, incl. einer halben Flasche einfachen, aber sehr guten Weins, nicht mehr als 40-50 Euro pro Nase. Ich denke jetzt noch an den Vorspeise-Frischkäse, serviert mit einer unglaublich zarten und schmackhaften Kartoffel, begleitet von 2-3 Scheiben bestem Rohschinken. Und dann dieses "Troisième!" 3 verschiedene Fleischsorten auf heissem Stein, dazu ein Gratin, wie ich ihn noch nie in meinem Leben gegessen habe! Absolument excellent!! Eine weitere Begleitung dazu: Bohnen vom Feinsten, oder anderes Gemüse. Vom Dessert will ich einmal gar nicht reden.

      Les Halles de Lyon - Paul Bocuse
      Bocuse zu Ehren hat man diese Gourmet-Hallen gebaut und was man da drinnen degustieren, anschauen und ausprobieren kann, lässt jedes Gourmet-Herz höher schlagen. Allein das Auge hat für lange Zeit so viel zu tun, dass man unmöglich wieder leer rausgehen kann. youtube.com/watch?v=lakMCGHlmsw Paul Bocuse hat nicht nur die "Nouvel Cuisine" erfunden damals, er hat auch 40x hintereinander 3 Michelin-Sterne bekommen und der Gault-Millau hat ihn gar nie bewertet, sondern hat ihm 1989 den Titel "Koch des Jahrhunderts" verliehen. Schweizer Spitzenköche sind ebenfalls weltberühmt und in Genf finden zuerst die "Bocuse d`Europe" statt, eine Voraussetzung, um an den Weltmeisterschaften in Lyon teilzunehmen. Schweizer haben nicht nur einmal gewonnen.
      Nach 2 Stunden "Halles de Bocuse" haben wir wieder einmal gelernt und mitbekommen, wie wichtig "das Produkt an sich" ist, und wie sehr wir uns bereits an diese elenden Geschmacksveredler gewöhnt haben und keine Ahnung mehr haben, was wirklich gutes Essen ist. Wir und unsere Landauf-Landab-Gastronomie sind im wahrsten Sinne des Wortes "geschmacklos" geworden. Oder dann sind es nur noch die abgeschirmten, isolierten "Gourmet-Tempel", die das normale Portemonnaie höchstens einmal pro Jahr erträgt, wenn überhaupt.

      Übrigens:
      Auch das 3*- Hotel (Charlemagne, ganz nahe am Bahnhof Perrache) ist von ausgezeichneter Preis-Leistungsqualität und wenn man am Freitag anreist übers Wochenende, ist eine Nacht gratis. 2 für eine! Und wenn man mich nocheinmal fragen sollte, was ich in Lyon mache, dann weiss ich jetzt, was ich sagen werde: Geh einmal in ein Café mit Konditorei in der Altstadt und bestelle ein Stück "Gateau de Flan" und Du wirst den besten Pudding-Kuchen der Welt geniessen! Warum? Ach, der Weltmeister der Patisserie 2009 kommt eben auch aus Lyon, stellt ebenfalls aus in den "Halles de Bocuse" und alle wollen es ihm nun nachmachen! ;)
      Unsere Heimat ist die Schweiz. Aber die Heimat der Schweiz ist Europa. (Peter von Matt)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Dylan“ ()

      St.Antönier Heinzensommer: Wie die Indianer Nordamerikas!

      Unglaubliches spielt sich vor den Augen ab, wenn man zur Zeit nach St.Antönien fährt und dann Richtung Partnun und Sulzfluh wandert: Wo bin ich? Ist das ein Traum? Eine Halluzination? Bei weitem nicht! Die St.Antönier geben alles für die Touristen und erklären ihnen auf ihre Art mit mehreren gfürchigen "Installationen" ihre Bräuche, ihr Arbeitsleben, ihr Glaube und Aberglaube, und wer die Eigenart der wildesten Walser noch nicht kannte, wird sie hier kennenlernen.

      Schon auf dem Dorfplatz in St.Antönien-Platz steht eine ziemlich obszöne Installation: Da wird nämlich nicht Heu "geheinznet", sondern Wyber! Auf einer grossen Heinze ist eine Frau, barbusig sozusagen "aufgespiesst", wohl ein Hinweis auf diese furchtbaren Zeiten während des 30-jährigen Krieges, als man reihenweise Frauen als "Hexen" verbrannte - einfach weil sie neugierig, oder lustig, oder erotisch waren. Die Männer-Macht war damals in Barbarei und Aberglaube verfallen und hatte furchtbare Angst vor den "Wybern" Es ist aber auch die Sage vom "Sennentuntschi" gemeint damit. Mich wundert, dass der Pfarrer diese Installation direkt neben der Kirche erlaubt hat. Aber St.Antönier lassen sich nichts verbieten. Sie haben die verrücktesten Lawinen erlebt mit 18 Toten, damals in den furchtbaren Wintern der 50-iger Jahre. Sie haben in diesem engen und stotzigen Tal alle Jahrhunderte überlebt, seit sie eingewandert sind. Sie haben den verrücktesten Naturkräften getrotzt! Da muss ihnen niemand mit Verboten kommen! Sie haben Bäume ausgerupft! Es sind die "Wildmanndli", die in verschiedenen Darstellungen des Prättigaus vorkommen. (Davos, Klosters, Küblis)

      Hinter St.Antönien, auf dem Weg nach Partnun aber die grösste Überraschung, und zuerst bin ich richtig erschrocken. Ein Indianer-Friedhof? Zuhinterst in einem Seitenkrachen des Prättigaus? Den Fotoapparat habe ich zu Hause liegen lassen, aber da ist doch noch ein Handy. Die bösen Geister sollen wohl abgehalten werden! Oder die Österreicher, die nur ein paar Kilometer weit weg hinter der Sulzfluh ihr Unwesen treiben? ;) Und auf den Fahnen sind die St.Antönier Bauern-und Wetter-Regeln aufgeschrieben. Hundertmal archaischer und authentischer, als zum Beispiel beim langweiligen Zahlenheini "Mike Shiva" und seinen "Sonnen-Esserinnen" ...

      Die Installation ist wild und gfürchig und wenn ich da jetzt ohne Wissen nachts in der Dunkelheit nach Partnun gelaufen wäre, ...ich glaube, dass ich wohl zu Tode erschrocken wäre. Aber jetzt packt mich vor diesem Bild am Wegrand plötzlich eine ganz grosse Ehrfurcht und ein grosser Respekt vor den Walser Bauern, und ich verweile eine zeitlang tief beeindruckt vor diesem Bild in der Wegkurve. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf: Vom Pomatt und vom Obergoms sind sie vor gut 600-700 Jahren ursprünglich gekommen und immer weiter gewandert, über den Furka und den Oberalp bis ins Valsertal, ins Safiental, ins Schanfigg, nach Davos, durchs ganze Prättigau bis ins Vorarlbergische. Sie hatten kein Platz mehr im heutigen Ober-Wallis und Hungersnöte trieben sie immer weiter und weiter. Sie haben in den gächsten Gegenden gerodet und sich niedergelassen und Graubünden nicht nur die deutsche Sprache gebracht, sondern auch viel Bauernkultur und Freiheitsdenken.

      Wildi huärä Siechä! Ich ziehe den Hut vor ihnen! Schon lange! Lange sollen sie leben, diese Walser! :pray: :pray: :pray:

      Wie bei den Indianern. Der wilde "Friedhof" am Wegrand nach Partnun, hinter St.Antönien! "Hommage an damals" lautet der Titel dieser Installation. (Gion Müller, Buchen im Prättigau)

      Hier:
      Unsere Heimat ist die Schweiz. Aber die Heimat der Schweiz ist Europa. (Peter von Matt)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Dylan“ ()