Davos im Würgegriff

      Davos im Würgegriff

      Worin besteht der Unterschied von Davos und Sotschi in dieser Woche? Beide sind eingekesselt, verbarikadiert, eingezäunt mit Stacheldraht, belagert von grimmig dreinschauenden Bodyguards, die auch bei nebligem Wetter Sonnenbrillen tragen und ständig auf die Uhr schauen, denn es muss der Eindruck erweckt werden, mit jeder noch so kleinen Geste, dass es hier um etwas Wichtiges geht, etwas Ausserordentliches und dass die Prominenten wichtige Personen seien, denen man ständig ans Leben wolle .
      Ach und der arme "Schwabe" wurde doch tatsächlich so übel "angepisst", weil er im Parkverbot stehen geblieben ist, und jetzt droht er sogar damit, das "World Egoistic Forum" auszusiedeln an einen anderen Ort. Ach! Die Drohung muss man ernst nehmen! Davos wird dann untergehen, also sofort eine Bronce-Statue mit dem "Schwaben" erstellen lassen, vor dem Kongresshaus, oder besser oben auf der Schatzalp in Übergrösse, etwa dergestalt, dass er mit dem rechten, ausgestreckten Zeigefinger in den Himmel zeigt. Schwab zeigt, wo Gott hockt! Also los, Davoser und Davoserinnen! Duckt Euch! Werft Euch zu Boden und vor die Füsse! Der Schwabe hat gesprochen!

      Der Unterschied zu Sotschi? Dort in dieser Gegend hat es wirklich Terroristen, die den Menschen ans Leben wollen, rächende Wahnsinnige, die jede Moral, jedes Gefühl für menschliches Leben verloren haben und keinen Unterschied mehr machen, wen die Bomben treffen sollen. In Sotschi treffen sich nächstens die Sportler und Sportlerinnen aus der ganzen Welt, und wenn Sotschi abgeriegelt ist wie ein Kriegsgebiet, dann hat es den Sinn diese SportlerInnen tatsächlich zu schützen.

      Und in Davos?

      Nichts von alledem, keine Terroristen weit und breit und alle Promis, welche für Terroristen vielleicht noch in Frage kämen, nehmen ihre "Dany Trejo`s" schon selber mit, Tag und Nacht und links und rechts und vor dem Hotelzimmer.
      In Davos geht es um etwas Anderes: Man will den Eindruck erwecken, dass dieses hochgeföhnte, geschwätzige Forum wichtig sei. Die PolitikerInnen sind froh darüber, dass sie sich selbst ein bisschen feiern können, vorallem aber, dass sie ablenken können von den tatsächlich wichtigen Fragen, welche diese Welt bewegen und denen gegenüber sie hilflos und überfordert sind, weil die meisten von ihnen von jedem Kriegsgebiet, von jedem Chaos, ja sogar von jeder Hungersnot in der Welt in irgend einer Art profitieren. Aber es soll der Eindruck erweckt werden, dass bei diesem "World Egoistic Forum" (WEF) ungeheure Bemühungen gemacht werden, um die grossen Probleme dieser Welt wenigstens anzupacken. Der Schauspieler Matt Damon macht es vor, wie die gefakte "Bourne Identity" wieder aufzulösen ist. Im Film ist das gut.

      In der Davoser WEF-Realität stellen sich fast alle Einheimischen auf diese "gefakte Identität" ein, wollen sie gar nicht antasten, nehmen ein 5-tägiges Gefängnis in Kauf, lassen sich das Gebirgs-Städtlein mit Stacheldraht umzäunen und abscannen und Davos in ein "Guantanamo" verwandeln, denn alle könnten doch profitieren und sei es nur, dass dieser "Kerry", oder dieser iranische Mullah-Diktator irgendwo eine Beiz betreten könnte - und dann könnte man sagen: ER war hier! WOW! Was für ein Profit! Und im Iran gehen weiterhin tagtäglich ehemalige "Fensterputzer" auf Frauen los, die den Schleier nicht richtig montiert haben.

      Und weiterhin verhungern Menschen im zerschossenen Syrien, hungern fast 2/3 der Menschheit, wird weiterhin aufgerüstet und profitiert von Waffenverkäufen in Kriegsgebiete, werden Menschen gefoltert, und es wird weiterhin mit Lebensmitteln an der Börse gehandelt, koste es, was es wolle; und die Abzocker-Mentalität geht weiter. Aber Davos und das WEF bringen Lösungen, seit einem Vierteljahrhundert. Wer das Gegenteil behauptet ist ein "Verräter", macht sich verdächtig. Also: Davos hat die Lösungen! Stacheldraht hin oder her.

      Wenn nur diese Terroristen nicht wären! Wenn nur dieser "Schwabe" anständiger behandelt würde in Davos, denn bitte sehr: Das ist schliesslich das wichtigste Problem weltweit!

      PS:
      Am besten gefällt mir, wie die "Pferdeschlitten-Bauern" profitieren: Sie furhrwerken das "Frauenprogramm" ins Sertig und rechnen ab, je nach Länge der Haare am Pelzmantel ..Sie haben noch Humor behalten. Ihnen mag ich diesen Profit gönnen. Sie bieten nämlich auch etwas für`s Geld.
      Unsere Heimat ist die Schweiz. Aber die Heimat der Schweiz ist Europa. (Peter von Matt)

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von „Dylan“ ()

      Die Welt verändern kann keiner in ein paar Stunden aber vielleicht hilft der Dialog irgendwo an einer kleinen Ecke auf dieser Welt...und das kannst du nicht verneinen, das ist Beste Werbung für das Dorf. Das Gewerbe profitiert, dafür kann man sich eine Woche Guantanamo wohl noch zumuten,oder? Sollten sie das Spektakel in Davos nicht mehr wollen - es gibt genügend andere Destinationen die es gerne übernehmen - der Herr Putin hätte sicher nichts gegen WEF in Sotschi, wo dieses Kaff bald nur noch aus leeren Hotelburgen bestehen wird... :D
      Vernunft ist ein Verhältniszustand verschiedener Leidenschaften und Begehrungen.
      Friedrich Wilhelm Nietzsche
      Davoser Gewerbe profitiert ganz sicher. Sei dies mit vollen Hotels, mit Werbung für Davos etc.
      Insgesamt sind die Kosten für den Steuerzahler für Sicherheit, Aufbau etc. wohl höher als die Einnahmen, die zusätzlich wieder Steuern in die Kasse spülen. (MWST und Abgaben vom Gewerbe)
      Und wenn man wirklich möchte, könnte man der ganzen Welt für 10 Jahre genug Reis und Wasser zur Verfügung stellen, wenn man bedenkt wie viele Milliarden plötzlich bezahlt wurden für die maroden Banken.
      Nur mal so viel zum Thema man will Probleme angehen, Dylan sagt dies ziemlich treffend weiter oben, man will nicht, würden nämlich alle so leben wie wir Schweizer, bräuchte es alleine 3 Planeten um genügend Ressourcen zu haben.
      Da braucht es halt Länder, die nur einen 1/4 Planeten brauchen, sei es auch auf Kosten von Elend. Traurig, aber wahr.
      @Dylan: Ich sehe das WEF aus vielen verschiedenen Richtungen. Ich bin in gewissen Richtungen absolut mit dir gleicher Meinung und bei anderen Richtungen bin ich absolut anderer Meinung. Ich will aber diverse meiner Meinungen verschweigen, sondern auf 2-3 Punkte kommen.

      - Marke Davos: Für den Standort Davos ist dies jährlich eine sensationelle Werbung. Das WEF und dieser unbequeme Schwabe machen in der Schweiz ungefähr 20% der Arbeit von Davos Tourismus und Weltweit etwa 60% der Arbeit für Davos Tourismus. . Davos ist und bleibt bei vielen im Hirn. Dort ist es sicher, dort ist es schön, dort lässt es sich Leben, dort gibt ex Luxus!

      - Standort Davos: Für Davos als Gemeinde ist es eben sensationell. Jeder der in dieser Zeit arbeiten möchte (Geld verdienen möchte), der kann dies. Dass es Abzocker gibt ist für mich normal, aber dies gibt es auch am Spengler Cup wenn der Schwarzmarktyp vorbei schaut. Vom Maler zum Schreiner zum Taxifahrer bis zur Gastronomie, jeder verdient hier seine Brötchen und jeder ist bereit in dieser Zeit mehr zu leisten. Dass das Dorf abgesperrt ist, ist fader Beigeschmack!

      - Gastfreundlichkeit in Davos: Ich mag den Schwaben auch nicht. Niemand der ihn nur aus der Presse kennt mag ihn. Wie er persönlich ist weiss ich nicht, aber da ich ihn nur aus der Presse kenne: Pfui! ABER: Er spricht ein Thema an welches bereits mehrfach im Forum und überall sonst besprochen wird. Wir haben in der Schweiz ein Gastfreundlichkeitsproblem. Ich war im Jahr 2014 bisher in etwa 12 - 14 Lokalitäten gewesen und wurde bedient. 5x dachte ich mir "hier bin ich zum letzten Mal gewesen". Man wird unfreundlich behandelt und die Gastfreundschaft bleibt in den Gedanken der Leute.

      Militär: Ich bin selbst in einer WEF-Kompanie und ich hinterfrage mich ebenfalls wieso es mehrere Hundert Personen aus der Armee benötigt welche das WEF schützt / aufbaut / abbaut / etc. ABER: Neben Skirennen, Hilfen bei Eidgenössischen Festen und den wichtigen Sofortmassnahmen bei Unwettern / Katastrophen ist der WEF-Einsatz für Armeeangehörige ein Ernstkampf. Es gibt nichts schlimmeres als Krieg gegen fiktive Länder / Gruppen zu führen oder an absolut unrealistischen Grossübungen teilzunehmen. Ich kenne als AdA während dem WEF meinen Einsatz und ich weiss, dass der Staat Schweiz dieses "Erreignis" mit eigener men-power unterstützt.

      Nutzen: Wie gross der Nutzen ist von diesem WEF weiss ich selbst nicht. Ich sehe den Nutzen für die Welt (Armut, etc.) als sehr sehr sehr sehr klein an.
      ABER: Das einzige was ich weiss ist, dass wenn das WEF nicht mehr in Davos sein wird, dann wird eine andere Region sich gutes Geld verdienen und kostenlose Werbung erhalten.

      Deshalb finde ich es toll für den Standort Davos und somit auch für unseren HCD, dass das WEF in Davos stattfindet
      Arroganz ist die Karikatur des Stolzes.
      Wurde Davos nicht ab da verbarikadiert, als es noch eine richtig militante Linke gab, die regelmässig das Zentrum kurz und klein schlugen? Also so hab ich es in Erinnerung...
      Kei Ah- und Verstand, hauptsach Mythos Vaterland!
      Alles wäffelet, uns stinkts, Basel isch und blyybt Provinz! (Und trotzdäm überzügter (Stadt-)Basler)
      @stambuotsch

      So läuft es dann halt mit der Wahrnehmung, auch bei Dir, als aufgeklärter Liberaler ..."Das Zentrum wurde also regelmässig kurz und klein geschlagen .." Wow! Wie ist das dann erst bei Leuten, die wie die 3 berühmten Affen durchs Leben gehen? Wieviele Morde und wieviele Entführungen hat es gegeben am WEF ? Wohin wurde Clinton jetzt schon wieder entführt? Und hat man da nicht die "Angela" 3 Wochen festgehalten in einem Stall auf der Sertiger Alp? ;)

      Nun, stambuotsch, es gab üble Randale in Landquart, Züri und Bern, nicht zuletzt auch deshalb, weil man jede Demo in Davos unterdrücken wollte und schon in Landquart/Fideris aufgehalten hat. Wie es rausgekommen wäre, kann ich natürlich auch nicht sagen. Jedenfalls wäre den Damen und Herren, die ein bisschen über die Welt palavern in Davos, ganz sicher nichts passiert.

      @ jamie/Glarner

      Mir ging es sicher nicht darum, den allgemeinen "Profit", den der Ort Davos von dieser Veranstaltung hat, in Frage zu stellen, denn das ist ja klar, dass der Name davon profitiert. Wer letztlich alles wirklich profitiert und wie, neben den "Pferdekutschen, " ;) bleibe einmal dahingestellt, und wie hoch letzten Endes der "Profit" für den Ort ist, und was man alles "als nachhaltigen Profit" bezeichnen könnte, lasse ich ebenfalls dahingestellt. Solche Themen interessieren mich nicht besonders, denn das ist alles so kurzlebig letztlich.

      Davos als Name hat schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts einen hochgestellten Namen als "Branding", der kaum so schnell Schaden nehmen, auch wenn das WEF an einem anderen Ort stattfinden würde. Nicht einmal die ganz üble "Davoser Nazi-Zeit" in den 30-iger-Jahren, als sogar eine Hakenkreuzfahne auf einer Klinik wehte und die Hälfte der Davoser Einheimischen geistig mitmarschierten und alle 2 Wochen eine Nazi-Parade mit ausgestreckten Armen durch Davos grölte und bellte, (der ultrabraune Gustloff!) konnte dem Image Davos auf die Länge etwas anhaben. Im Verdrängen von historischen Schandflecken sind wir Schweizer nämlich Spitzenklasse!

      @ Glarner

      Mir ging es also um den Sinn und die Heuchelei dieses alljährlichen Palavers, angesichts des grossen Elends in der Welt und nicht um die Frage, ob Davos wie und wo profitiert. Ich kann Deine Punkte gut nachvollziehen und habe auch nichts gegen die "WEF-Soldaten", die auf diese Art einen WK machen ud ein bisschen Davos geniessen können. (Es gibt dümmere WK`s) An Deinen Formulierungen merkt man, dass Du ein bisschen "auf die Bremse" stehen musst. Macht nichts - ich kann auch zwischen den Zeilen lesen ... ;)
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      Also ich meinte mich zu erinnern, dass es noch vor 15 Jahren so war, dass man die Demos in Davos gewähren lies. Bis zu dem Punkt, als die Demos dann ausarteten und Saubannerzüge des militanten schwazen Blockes durch Davos zogen. Dann wurde die Demo nicht mehr bewilligt, die Sicherheitskosten wurden raufgefahren und Zürich, Bern und Ladnquart mussten dann hinhalten.

      Ich meine nur...es gab diese Zeit, als das Sicherheitsdispositiv noch einen normalen Rahmen hatte und als die Demos auch noch in Davos stattfanden. Aber dass halt dann ein militanter Teil der sonst firedlichen Demonstranten alles kaputt machten. Kommt einem noch bekannt vor...so im Sinne von Fussball. Aber ein Demokonkordat gab es dann doch nicht ;)
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      @Dylan
      ich glaube nicht dass die Schweiz einen Spitzenplatz beim Verdrängen historischer Schandflecken innehält. Wir haben schon einiges getan für unsere Vergangenheitsbewältigung. Für dich gibt's jetzt den neuen Film die Akte Grüninger, für mich eine alte Geschichte die wir mal in der Sekundarschule durchgenommen haben...
      Das sich die offizielle Schweiz während des 2.Weltkrieges nicht mit Ruhm bekleckert hat, ist wohl klar und wahr. Ich hätte mir auch eine mutigere Schweiz gewünscht, ich gehe jedoch davon aus dass die Staatsmänner (da fehlten eben die Frauen in der Regierung) damals nach bestem Wissen und Gewissen für unser Land gehandelt haben.
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      Also ein Rothemund (oder wie der hiess) war klar ein Nazisympathisant. Und auch die Familie Schwarzenbach-Wille war serh sehr sehr deutschfreundlich, bis fast zuletzt. Schade, kann man online nirgends Alfred Rassers "Linksstimmenwalzer" hören, wo das politisch-opportunistische Tun der Gesellschaft in den Jahren 1933 - 1949 von rechts nach links thematisiert wird...

      Ich denke das Handeln war eine Mischung zwischen Ängstlichkeit, Opportunismus, Unsicherheit aber auch Abwägen, wie man die eigene Haut (der Landes) irgendwie schadlos halten kann. Ich wüsste nicht, ob ich auch nicht so in diesem Mix gehandelt hätte. Das muss ich zugeben.

      Den Spitzenplatz im Verdrängen haben meiner Meinung nach die Ösis und Italiener, was der 2. WK angeht.
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