Um das Forum etwas zu bereichern, habe ich mit Arno ein sehr ausführliches Interview gemacht, das ich hier nun ins Forum stelle. Da ich das Interview vor gut drei Wochen geführt habe und die Bearbeitung einige Zeit in Anspruch genommen hat, konnte ich das Interview erst jetzt veröffentlichen und nur den Saisonauftakt , nicht aber die gegenwärtige Situation, thematisieren. Es sind Fragen über verschiedene Themen-Bereiche drin (Vorbereitung, Saisonauftakt, Zukunft, Nachwuchs, Spengler-Cup, Persönliches).
Möchte mich hiermit nochmals herzlichst bei Arno bedanken, dass er sich die Zeit genommen hat, so ausführlich und offen über verschiedene Fragen zu sprechen. Ein grosses Dankeschön!!!!!!!!!
Vorbereitung
Als Einstiegsfrage: Kennst du das offizielle HCD-Fan-Forum? Liest du da auch schon mal mit?
Ich habe schon gehört davon, allerdings bin ich gar kein Internet-Freak, da ich einfach zu wenig Zeit habe. Ebenso besitze ich keine Mail-Adresse, respektive ich schaue sie gar nicht an, weil es einfach gar nicht möglich ist, eine solche Flut an Mails zu beantworten. Auch die Handynummer musste ich schon wechseln. Irgendwo muss ich mich auch noch schützen. Didi Albrecht vom Kristallclub informiert mich dann und wann über die Einträge im Forum.
Man weiss von dir, dass du im Sommer grossen Abstand und Erholung brauchst, um deine Batterien wieder voll aufzuladen. Hast du das diesen Sommer wie gewohnt machen können? Verrätst du den Forumslesern, wo du überall warst?
Da mich das Pokervirus gepackt hat und mich Didi Albrecht vom Kristallclub im Pokern gefördert hat, war ich insgesamt etwa sechs Wochen an Pokerturnieren. Ich war in Las Vegas, Monaco, Madrid, der Schweiz und in Österreich. Ansonsten spielte ich noch Golf, besuchte Konzerte oder war mit Kollegen unterwegs. Aber auch das Lesen wie auch Spaziergänge kamen nicht zu kurz, wo ich mir Gedanken über das Eishockey durch den Kopf gehen lasse.
Es ist bekannt, dass ihr das Sommertraining extrem hart gestaltet. Gibt’s da in jedem Jahr nochmals eine Steigerung oder ist das gar nicht mehr möglich?
Das ist eine Mär und wurde irgendwie mal falsch interpretiert. Es trainieren alle hart, einige sogar noch härter als wir, andere etwa gleich. Es wäre ein Affront gegenüber anderen Teams. Schliesslich ist der ZSC Meister geworden und nicht wir. Der Unterschied ist höchstens der, dass wir in Davos alle zusammen im Team trainieren, während bei einigen andern Clubs individuell und einzeln trainiert wird. Eine Steigerung ist immer möglich, aber nicht quantitativ, sondern qualitativ.
Machst du die Planung für das Sommertraining oder ist da allein der Konditionstrainer verantwortlich?
Ich sage, was ich will und der Konditionstrainer kann seine Nuancen daraus nehmen. Aber schlussendlich bin ich verantwortlich und bestimme, was gemacht wird, da ich ja für das Eistraining wissen muss, was konditionell gemacht wurde.
Du versuchst ja, jedes Jahr neue Elemente ins Sommer-Training einzubauen. Gab es das dieses Jahr auch wieder?
Boxen, aber nicht, dass wir mehr Faustkämpfe auf dem Eis erleben, sondern wegen der Kondition, der Schnellkraft, der Beweglichkeit und der koordinativen Fähigkeiten. Im Boxen sind viele Elemente drin, die auch für das Eishockey anwendbar sind. Beim Boxen braucht man wohl die beste Kondition, enorm viel Kraft und mentale Stärke. Ein Boxer muss auch nach einem Treffer und bei hohem Puls mental auf der Höhe bleiben. Das kann auch auf dem Eisfeld hilfreich sein, wenn es im Spiel hart auf hart geht und man am Anschlag läuft.
Wichtig ist ja auch, dass alle Spieler eine komplette Vorbereitung durchmachen können. Konnten alle Spieler das Sommertraining und die Vorbereitung mehr oder weniger komplett absolvieren?
Nein, Verletzte mussten aussetzen, die Angeschlagenen reduziert trainieren und die Älteren einige Schonpausen einlegen. Es könnte besser sein, aber wir müssen schauen, dass wir das wieder hinkriegen.
Auf welche Aspekte hast Du bei der Vorbereitung auf dem Eis und bei den Spielen besonders geachtet?
Auf das Transition-Spiel, das wir zwar schon lange betreiben, aber nicht wirklich spielen, sondern etwas unschön ausgedrückt „würgen“. Aber damit wir es sauber und perfekt spielen können, wird noch viel Zeit vergehen. In Prozent ausgedrückt ist es im Moment etwa bei 50%:50%, halb „gespielt“, halb „gewürgt“. Das Perfekte bleibt wohl ein Traum, aber wir versuchen, so nahe wie möglich an das Maximum zu kommen oder zumindest immer wieder Teile daraus zu verbessern, wie die Konzentration, das Freilaufen, die Bewegung, die Scheibenannahme.
Spürst du schon Verbesserungen bei den Schüssen, die ihr ja schon im Sommer als Trockenübung intensiv trainiert habt?
Es gibt immer ein wenig kleine Verbesserungen, aber was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Das muss man im Nachwuchs machen und anwenden. Grössere Verbesserungen sind später fast unmöglich, wenn man es nicht von klein auf gelernt hat. Es gibt ein paar Spieler, die grossen Willen haben, bei denen am ehesten eine Steigerung da ist. Aber das ist harte Arbeit. Wenn man es nie gelernt hat, dann ist man im Kopf ganz anders gepolt. Wir Schweizer sind uns gewohnt, immer zu passen, statt zu schiessen. Wichtig ist, dass man einfach hartnäckig dranbleibt, dann sind gewisse Verbesserungen zu sehen, aber nicht bei allen.
Während einer Vorbereitung werden die Karten immer wieder neu gemischt. Gibt es da Spieler, die besonders aufgefallen sind und sich positiv entwickelt haben?
Ja, das gibt es. Vor allem die ganz jungen und neuen Spieler haben oder werden noch Riesensprünge machen. Aber auch die noch junge Mittelschicht hat noch Potenzial nach oben und kann weitere Sprünge machen. Sogar bei den Älteren sind noch kleine Sprünge möglich. Aber es ist alles eine Frage des Willens, der Geduld und der Hartnäckigkeit.
Wie viel Zeit nimmst du dir, mit einem Spieler persönliche Gespräche zu führen?
Ja, ich führe viele Gespräche, über alles. Im Moment vor allem über den Teamgedanken, was es heisst, in einem Team und miteinander zu spielen. Was es bedeutet, wenn einer in einem Block nicht richtig mitmacht, was dann passieren kann. Ihm beizubringen, dass das wichtig ist und dass er das für seinen Kollegen machen muss. Was es braucht, um das Hockey weiterzuentwickeln. Auch spricht man über einzeltaktische Dinge und über alle Elemente des Eishockeys: Das Boxplay, das Powerplay, das Pressing und, und, und.… Dann aber auch über das Mentale: Was man machen muss, um bereit zu sein, wie man dafür leben muss und über das Verhalten allgemein, nicht nur auf dem Eisfeld. Man muss ihnen das auch das ganze Jahr vorleben. Ebenso spreche ich auch über Privates, über die Musik etc., also extrem viel, über das gesprochen wird.
Sind die Spieler mit dir per „Du“ oder wie handhabst du das?
Ja klar, alle, auch die Jungen. Das ist wichtig für mich. Es ist nicht immer alles richtig, was man in einem Trainer- oder Businesskurs lernt. Viele Wege führen nach Rom, niemand hat die Weisheit mit dem Löffel gegessen, auch ich nicht.
Möchte mich hiermit nochmals herzlichst bei Arno bedanken, dass er sich die Zeit genommen hat, so ausführlich und offen über verschiedene Fragen zu sprechen. Ein grosses Dankeschön!!!!!!!!!
Vorbereitung
Als Einstiegsfrage: Kennst du das offizielle HCD-Fan-Forum? Liest du da auch schon mal mit?
Ich habe schon gehört davon, allerdings bin ich gar kein Internet-Freak, da ich einfach zu wenig Zeit habe. Ebenso besitze ich keine Mail-Adresse, respektive ich schaue sie gar nicht an, weil es einfach gar nicht möglich ist, eine solche Flut an Mails zu beantworten. Auch die Handynummer musste ich schon wechseln. Irgendwo muss ich mich auch noch schützen. Didi Albrecht vom Kristallclub informiert mich dann und wann über die Einträge im Forum.
Man weiss von dir, dass du im Sommer grossen Abstand und Erholung brauchst, um deine Batterien wieder voll aufzuladen. Hast du das diesen Sommer wie gewohnt machen können? Verrätst du den Forumslesern, wo du überall warst?
Da mich das Pokervirus gepackt hat und mich Didi Albrecht vom Kristallclub im Pokern gefördert hat, war ich insgesamt etwa sechs Wochen an Pokerturnieren. Ich war in Las Vegas, Monaco, Madrid, der Schweiz und in Österreich. Ansonsten spielte ich noch Golf, besuchte Konzerte oder war mit Kollegen unterwegs. Aber auch das Lesen wie auch Spaziergänge kamen nicht zu kurz, wo ich mir Gedanken über das Eishockey durch den Kopf gehen lasse.
Es ist bekannt, dass ihr das Sommertraining extrem hart gestaltet. Gibt’s da in jedem Jahr nochmals eine Steigerung oder ist das gar nicht mehr möglich?
Das ist eine Mär und wurde irgendwie mal falsch interpretiert. Es trainieren alle hart, einige sogar noch härter als wir, andere etwa gleich. Es wäre ein Affront gegenüber anderen Teams. Schliesslich ist der ZSC Meister geworden und nicht wir. Der Unterschied ist höchstens der, dass wir in Davos alle zusammen im Team trainieren, während bei einigen andern Clubs individuell und einzeln trainiert wird. Eine Steigerung ist immer möglich, aber nicht quantitativ, sondern qualitativ.
Machst du die Planung für das Sommertraining oder ist da allein der Konditionstrainer verantwortlich?
Ich sage, was ich will und der Konditionstrainer kann seine Nuancen daraus nehmen. Aber schlussendlich bin ich verantwortlich und bestimme, was gemacht wird, da ich ja für das Eistraining wissen muss, was konditionell gemacht wurde.
Du versuchst ja, jedes Jahr neue Elemente ins Sommer-Training einzubauen. Gab es das dieses Jahr auch wieder?
Boxen, aber nicht, dass wir mehr Faustkämpfe auf dem Eis erleben, sondern wegen der Kondition, der Schnellkraft, der Beweglichkeit und der koordinativen Fähigkeiten. Im Boxen sind viele Elemente drin, die auch für das Eishockey anwendbar sind. Beim Boxen braucht man wohl die beste Kondition, enorm viel Kraft und mentale Stärke. Ein Boxer muss auch nach einem Treffer und bei hohem Puls mental auf der Höhe bleiben. Das kann auch auf dem Eisfeld hilfreich sein, wenn es im Spiel hart auf hart geht und man am Anschlag läuft.
Wichtig ist ja auch, dass alle Spieler eine komplette Vorbereitung durchmachen können. Konnten alle Spieler das Sommertraining und die Vorbereitung mehr oder weniger komplett absolvieren?
Nein, Verletzte mussten aussetzen, die Angeschlagenen reduziert trainieren und die Älteren einige Schonpausen einlegen. Es könnte besser sein, aber wir müssen schauen, dass wir das wieder hinkriegen.
Auf welche Aspekte hast Du bei der Vorbereitung auf dem Eis und bei den Spielen besonders geachtet?
Auf das Transition-Spiel, das wir zwar schon lange betreiben, aber nicht wirklich spielen, sondern etwas unschön ausgedrückt „würgen“. Aber damit wir es sauber und perfekt spielen können, wird noch viel Zeit vergehen. In Prozent ausgedrückt ist es im Moment etwa bei 50%:50%, halb „gespielt“, halb „gewürgt“. Das Perfekte bleibt wohl ein Traum, aber wir versuchen, so nahe wie möglich an das Maximum zu kommen oder zumindest immer wieder Teile daraus zu verbessern, wie die Konzentration, das Freilaufen, die Bewegung, die Scheibenannahme.
Spürst du schon Verbesserungen bei den Schüssen, die ihr ja schon im Sommer als Trockenübung intensiv trainiert habt?
Es gibt immer ein wenig kleine Verbesserungen, aber was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Das muss man im Nachwuchs machen und anwenden. Grössere Verbesserungen sind später fast unmöglich, wenn man es nicht von klein auf gelernt hat. Es gibt ein paar Spieler, die grossen Willen haben, bei denen am ehesten eine Steigerung da ist. Aber das ist harte Arbeit. Wenn man es nie gelernt hat, dann ist man im Kopf ganz anders gepolt. Wir Schweizer sind uns gewohnt, immer zu passen, statt zu schiessen. Wichtig ist, dass man einfach hartnäckig dranbleibt, dann sind gewisse Verbesserungen zu sehen, aber nicht bei allen.
Während einer Vorbereitung werden die Karten immer wieder neu gemischt. Gibt es da Spieler, die besonders aufgefallen sind und sich positiv entwickelt haben?
Ja, das gibt es. Vor allem die ganz jungen und neuen Spieler haben oder werden noch Riesensprünge machen. Aber auch die noch junge Mittelschicht hat noch Potenzial nach oben und kann weitere Sprünge machen. Sogar bei den Älteren sind noch kleine Sprünge möglich. Aber es ist alles eine Frage des Willens, der Geduld und der Hartnäckigkeit.
Wie viel Zeit nimmst du dir, mit einem Spieler persönliche Gespräche zu führen?
Ja, ich führe viele Gespräche, über alles. Im Moment vor allem über den Teamgedanken, was es heisst, in einem Team und miteinander zu spielen. Was es bedeutet, wenn einer in einem Block nicht richtig mitmacht, was dann passieren kann. Ihm beizubringen, dass das wichtig ist und dass er das für seinen Kollegen machen muss. Was es braucht, um das Hockey weiterzuentwickeln. Auch spricht man über einzeltaktische Dinge und über alle Elemente des Eishockeys: Das Boxplay, das Powerplay, das Pressing und, und, und.… Dann aber auch über das Mentale: Was man machen muss, um bereit zu sein, wie man dafür leben muss und über das Verhalten allgemein, nicht nur auf dem Eisfeld. Man muss ihnen das auch das ganze Jahr vorleben. Ebenso spreche ich auch über Privates, über die Musik etc., also extrem viel, über das gesprochen wird.
Sind die Spieler mit dir per „Du“ oder wie handhabst du das?
Ja klar, alle, auch die Jungen. Das ist wichtig für mich. Es ist nicht immer alles richtig, was man in einem Trainer- oder Businesskurs lernt. Viele Wege führen nach Rom, niemand hat die Weisheit mit dem Löffel gegessen, auch ich nicht.
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